Unstatistik des Monats Juli 2016: Das Spiel mit der Angst

Die Angst der Deutschen wächst – insbesondere die vor Terroranschlägen. Viele Medien berichteten Anfang dieses Monats von den Ergebnissen einer Angststudie der R+V Versicherung, darunter die Online-Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ unter dem Titel „Studie: Terror-Angst der Deutschen wächst“, die Bild-Zeitung und dem Titel „Terror ist die größte Sorge der Deutschen!“ und der Westdeutsche Rundfunk unter „Nizza und die Folgen: Feiern gegen die Angst?“. Nach dieser Studie fürchteten sich 73 Prozent der 2400 befragten Personen davor, dass „terroristische Vereinigungen Anschläge verüben“. Auch international stehen die Deutschen mit dieser Angst an der Spitze. Nach einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Pew befürchten 61 Prozent der befragten Deutschen, dass der Flüchtlingszustrom die Wahrscheinlichkeit von Terrorismus erhöhe. Damit belegt Deutschland unter den zehn Ländern, in denen die Befragung durchgeführt wurde, nach Ungarn und Polen den dritten Platz.

Terroranschlag
© NicoLeHe / pixelio.de

Die Umfrageergebnisse stellen an sich noch keine Unstatistik dar. Bedenklich ist vielmehr, dass – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht versucht wurde, die Wahrscheinlichkeit eines Terroranschlags in Relation zu anderen Gefahren des Lebens zu stellen. So war es in Deutschland in den vergangenen Jahren wahrscheinlicher, von einem Blitz getroffen als Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden. Selbst in den USA ist es in den meisten Jahren wahrscheinlicher von einem Kleinkind erschossen zu werden, das mit den Waffen der Eltern herumspielt, als durch einen Terroristen. Mit derartigen Informationen könnte man nicht nur der Angst der Bevölkerung entgegenwirken, sondern auch den Terrorismus entwaffnen. Dessen Ziel ist es ja gerade, Angst zu verbreiten.
 
Sollten Sie sich aufgrund der terroristischen Anschläge entschieden haben, dieses Jahr mit dem Auto an die Nord- oder Ostsee oder in die Alpen zu fahren – fahren Sie vorsichtig! Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dabei einen tödlichen Verkehrsunfall haben, ist um ein Vielfaches höher als in der Türkei oder auf Djerba Opfer eines Terroranschlags zu werden.

Ansprechpartnerin

Sabine Weiler (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-213